Forschung des IAI zu Lateinamerika und der Karibik in transregionaler Perspektive
Von 2025 bis 2030 orientiert sich die Forschung im IAI an der Forschungslinie „Wissen – Kulturen – Medialitäten. Lateinamerika und die Karibik in transregionaler Perspektive“. Sie ist sammlungsbezogen und adressiert globale gesellschaftliche Herausforderungen.

Wissen – Kulturen – Medialitäten. Lateinamerika und die Karibik in transregionaler Perspektive
Von 2025 bis 2030 orientieren sich die Forschungsaktivitäten im Ibero-Amerikanischen Institut (IAI) an der Forschungslinie „Wissen – Kulturen – Medialitäten. Lateinamerika und die Karibik in transregionaler Perspektive“. Im Zentrum der Forschungslinie stehen die Themenfelder „Wissensproduktion und Wissenszirkulation“, „Kulturproduktion und Kulturtransfer“ sowie „Umstrittenes Kulturerbe“. Die Themenfelder entsprechen dem Profil des IAI und seiner Rolle für den Verbund SPK. Sie gehen von den Sammlungen des Instituts und den vorhandenen wissenschaftlichen Expertisen aus, greifen auf dessen Netzwerke und Kooperationen zurück, berücksichtigen aktuelle wissenschaftliche Debatten und adressieren relevante globale gesellschaftliche Herausforderungen.
Themenfeld 1: Wissensproduktion und Wissenszirkulation
Das IAI ist ein in dieser Konfiguration einmaliger Ort, an dem sich die Wissensproduktion in und über Lateinamerika und die Karibik in einer Vielfalt von Medialitäten findet, nicht nur in Form von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen, sondern auch in Form von Nachlässen, Bilddokumenten, Tonträgern, Archiven von Institutionen, Landkarten, Grafiken und anderen Beständen. Vor diesem Hintergrund werden in diesem Themenfeld die durch Ungleichheiten und transregionale Verflechtungen geprägten Prozesse der Wissensproduktion und Wissenszirkulation in und über Lateinamerika und die Karibik analysiert. Dies erfordert ein umfassendes Verständnis von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um die Anerkennung von Diversität und Differenz sowie die Einbeziehung der Chancen und Risiken der digitalen Transformation.

Themenfeld 2: Kulturproduktion und Kulturtransfer
Die Forschung in diesem Themenfeld analysiert die Akteure, Mittlergruppen und Institutionen der Kulturproduktion und des Kulturtransfers in Lateinamerika und der Karibik und fragt danach, welche Rolle sie für die Sichtbarmachung der kulturellen Produktion der Region in Europa, insbesondere in Deutschland spielen. Untersucht wird auch, wie technologische, kulturelle, politische und soziale Veränderungen die Medialitäten, Intermedialitäten und Darstellungsformen in Lateinamerika und der Karibik beeinflussen und welche Chancen und Herausforderungen sich durch die digitale Transformation für kulturelle Produktions- und Distributionswege sowie für den (trans)regionalen Kulturtransfer ergeben.

Themenfeld 3: Umstrittenes Kulturerbe
Sammlungen und Sammlungsinstitutionen wie Museen, Bibliotheken und Archive sind in jüngerer Zeit zum Ausgangspunkt von gesellschaftlichen Debatten um materielles und immaterielles Kulturerbe geworden. Das IAI geht dabei von einem praxisorientierten Konzept von Kulturerbe aus, das die Zugänglichkeit, Teilhabe und Multiperspektivität im Umgang mit kulturellen Objekten und Medien betont. Zentrale Fragestellungen im Kontext dieses Themenfeldes lauten: Welche Konzeptualisierungen, gesellschaftlichen Debatten sowie Rechtsrahmen, Prozesse und Praktiken gibt es in Europa und Lateinamerika/Karibik im Hinblick auf Kulturerbe? Welche wechselseitigen Lernprozesse im Umgang mit materiellem und immateriellem Kulturerbe sind zwischen Deutschland/Europa und Lateinamerika/Karibik möglich? Welche Strategien entwickeln Museen, Bibliotheken und Archive, um die Zugänglichkeit zu ihren Sammlungen zu erhöhen, die Teilhabe zu verbessern und Prozesse der Re-zirkulation, Wiederaneignung und Restitution von Objekten zu fördern?

Die Umsetzung der Forschungslinie
Das IAI bezieht die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Forschungslinie auf vielfältige Art und Weise in seine Aktivitäten und in die Weiterentwicklung seiner Arbeitsbereiche ein. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Einwerbung von Drittmitteln. Hinzu kommen weitere Forschungsaktivitäten, Publikationen und Vorträge sowie die Organisation von Tagungen, Symposien, Workshops und Ausstellungen. Auch das institutionelle Publikationsprogramm sowie das Gastwissenschaftler*innen-Programm des IAI (inkl. IAI Stipendien und Fellowships) liefern wichtige Beiträge zu den Themenfeldern der Forschungslinie. Eine multidisziplinäre Vortragsreihe zur Forschungslinie trägt dazu bei, unterschiedliche disziplinäre Perspektiven auf die drei Themenfelder zu beziehen und sie miteinander zu verknüpfen. Dabei geht es auch darum, stärker disziplinär orientierte Forschungen mit Regionalforschungen in einen produktiven Austausch zu bringen.
Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik
Ein wichtiger Aspekt der Forschungslinie ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Wir wollen zeigen, wie wichtig das Wissen über und der Erfahrungsaustausch mit Lateinamerika und der Karibik für die Gestaltung unserer eigenen Gegenwart und Zukunft in Deutschland und Europa sind. Diese Rückbindung der Lateinamerika- und Karibikforschung an deutsche und europäische Debatten will das IAI durch seine Forschungslinie stärken.