Regionalforschung im IAI als Beitrag zu einem transatlantischen Erfahrungsaustausch und zur grenzüberschreitenden Ko-Produktion von Wissen
Das IAI führt geistes-, kultur- und sozialwissenschaftliche Forschung mit einem Fokus auf Lateinamerika, der Karibik, Spanien und Portugal sowie deren transregionalen Verflechtungen durch. Für die Forschung im IAI spielen Drittmittelprojekte, insbesondere Verbundprojekte mit nationalen und ausländischen Universitäten und Forschungsinstitutionen, Aufenthalte von Gastwissenschaftler*innen, internationale Netzwerke und das wissenschaftliche Publikationsprogramm des Instituts eine wichtige Rolle. Die vielfältigen, multimedialen Bestände der Bibliothek und der Sondersammlungen sind für das Forschungsprofil des Instituts zentral. Viele Projekte des IAI sind an den Schnittstellen zwischen Forschung und Sammlungen sowie zwischen Wissenschaft und Kultur angesiedelt. Ausgehend von der regionalen Orientierung der Sammlungen und ihrer Multimedialität leistet das IAI einen inhaltlichen und methodischen Beitrag zu den Debatten um materielle und immaterielle Kulturen und bezieht dabei auch die Auswirkungen der Digitalen Transformation mit ein.
Für die deutschsprachige Regionalforschung zu Lateinamerika und der Karibik ist das IAI aufgrund seiner Wissensinfrastruktur, seiner Wissensproduktion und seiner vielfältigen Netzwerke ein zentraler Knotenpunkt. Seit mehr als 20 Jahren ist das Institut im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerikaforschung (ADLAF) vertreten; seit Herbst 2024 ist die Direktorin des IAI als ADLAF-Vorsitzende. Im Hinblick auf die innereuropäische Forschungskooperation zu Lateinamerika engagiert sich das IAI seit vielen Jahren im Consejo Europeo de Investigaciones Sociales de América Latina (CEISAL).
Dem IAI geht es um national und international anschlussfähige, kooperative Forschung, die gesellschaftlich relevante Themen adressiert und einen Beitrag zur Verknüpfung von Theorie und Praxis leistet. Die Forschungsaktivitäten der Wissenschaftler*innen im IAI decken ein breites Spektrum an Disziplinen ab. Die Forschung zeichnet sich durch eine ausgeprägte Kooperationsorientierung aus, unter anderem mit den wissenschaftlichen Communities in Deutschland, im Rahmen von Drittmittelprojekten und mit internationalen Gastwissenschaftler*innen. Die gemeinsame Wissensproduktion mit Wissenschaftler*innen aus Lateinamerika und der Karibik, aber auch aus anderen Weltregionen, ermöglicht es, eurozentristische Sichtweisen zu überwinden, Europa also zu „provinzialisieren“ und transregionale Verflechtungen besser zu verstehen. Wir betrachten Lateinamerika und die Karibik nicht als „Krisen-Region“, sondern vielmehr als einen wichtigen Innovationsraum, der vielfältige Opportunitäten bietet. Die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Lateinamerika, der Karibik und Europa bietet vielfältige Möglichkeiten des Erfahrungsaustauschs, der Ko-Produktion von Wissen und des voneinander Lernens. Die vergleichende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Perspektiven und die Verknüpfung verschiedener Wissenspraktiken kann einen wichtigen Beitrag zur Lösung gemeinsamer Probleme leisten. Latin America Matters, Lateinamerika ist für Deutschland und Europa von Bedeutung, weil gesellschaftliche Erfahrungen und Wissensproduktionen aus dieser Region Antworten auf globale gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel, Verlust an Biodiversität, interdependente Ungleichheiten, transnationale Migration, kulturelle Vielfalt und plurale Staatsbürgerschaft liefern. Allerdings sind die vielfältigen Wissensproduktionen aus Lateinamerika und der Karibik in Deutschland und Europa nicht ausreichend bekannt. Dies hängt nicht nur mit sprachlichen Barrieren, sondern auch mit strukturellen Ungleichheiten in der internationalen Wissenszirkulation zusammen. In diesem Kontext leistet das IAI als Brückeninstitution für die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften einen wichtigen Beitrag, um Forschungsergebnisse aus Lateinamerika und der Karibik in Debatten im deutschsprachigen Raum einzubringen. Die öffentlich zugänglichen Wissensinfrastrukturen, das institutionelle Publikationsprogramm, die eigenen Forschungen, das Netzwerk an Gastwissenschaftler*innen und die vielfältigen wissenschaftlichen und kulturellen Veranstaltungen spielen hierfür eine wichtige Rolle. Aufgrund seiner Kooperations- und Übersetzungserfahrungen ist das IAI wie kaum eine andere Institution in der Lage, wichtige Beiträge zu einer derartigen pluralen, integrativen und interkulturellen transatlantischen Zusammenarbeit zu leisten.
Vor diesem Hintergrund sind die Grundsätze und Richtlinien zu Open Science für das IAI wichtig, denn sie zielen darauf ab, dass sich die Wissenschaft weiter gegenüber der Gesellschaft öffnet, Daten, Methoden und Publikationen nach offenen Standards bereitstellt und somit einen breiteren und gerechteren Zugang zu Wissen ermöglicht. Das IAI hat eine eigene Open Science Strategie mit den Handlungsfeldern Digitalisierung für Open Science, Open Science Publizieren und Forschungsdatenmanagement. Es ist maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung der Open Science Policy der SPK beteiligt und engagiert sich im Rahmen seiner nationalen und internationalen Gremien und Netzwerke aktiv für die Anwendung von Open Science. Auch führt es zusammen mit Kooperationspartnern international ausgerichtete Drittmittelprojekte durch, in denen Open Science Ansätze erprobt und vergleichend untersucht werden.

Die Forschungslinie des IAI
Von 2025 bis 2030 orientieren sich die Forschungsaktivitäten im Ibero-Amerikanischen Institut (IAI) an der Forschungslinie „Wissen – Kulturen – Medialitäten. Lateinamerika und die Karibik in transregionaler Perspektive“. Die Forschungslinie geht von den Sammlungen des Instituts und den im IAI vorhandenen wissenschaftlichen Expertisen aus, greift auf dessen Kooperationen und Netzwerke zurück und adressiert relevante globale gesellschaftliche Herausforderungen. Sie entspricht somit dem Profil des IAI und seiner Rolle für den Verbund SPK (Download des Papiers zur Forschungslinie 2025 - 2030 (PDF, 188,82 KB) (externer Link, öffnet neues Fenster).