Am 15. August 2025 besuchten Karin Juruna und Txapina Juruna von der Associação Yarikayu das Ibero-Amerikanische Institut (IAI). Die Yudja leben im zentralbrasilianischen Amazonasflussgebiet des Rio Xingu. Die Associação Yarikayu engagiert sich seit 2002 für die Interessen der Yudja in den Dörfern Tuba Tuba, Awaya, Pakaya, Aribaru, Mupá, Parureda, Maidika, Pequizal, Mazuna, Lãtu, Kamii, Maida und Pak-Samba innerhalb des Parque Indígena do Xingu im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso. Im Dorf Tuba Tuba befindet sich auch die Escola Indígena Estadual Central Kamadu, die das Ziel verfolgt, neben herkömmlichen Schulfächern traditionelles Wissen der Yudja zu vermitteln.
Karin Juruna und Txapina Juruna hielten sich in Berlin in Begleitung der visuellen Künstlerin Cau Silva und der Architektin und Künstlerin Clara Morgenroth auf. Im Rahmen eines künstlerisch-pädagogischen Austauschprojekts mit der „LABORSCHULE BERLIN: Education of the Future“ besuchten sie nicht nur das IAI, sondern auch das Ethnologische Museum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Das Ibero-Amerikanische Institut verfügt über komplementäre Bestände zu den Amazonien-Sammlungen des Ethnologischen Museums. Während die Sammlungen des Ethnologischen Museums vor allem Objekte wie Masken, Federschmuck und traditionelle Musikinstrumente aus der Region enthalten, befinden sich im IAI unterschiedliche Materialien wie Bücher, Zeitschriften, Zeitungsartikel, Karten, Tonaufnahmen, Fotografien, Dias, Feldtagebücher, Skizzen und Zeichnungen. Von besonderem Interesse waren für Karin Juruna und Txapina Juruna die historischen Karten und Fotografien, die im Zuge der zweiten Xingu-Expedition (1887–1888) unter Leitung von Karl von den Steinen entstanden. Auch das Tagebuch von Paul Ehrenreich, der an dieser Expedition teilnahm, war für sie von Bedeutung. Das Tagebuch mitsamt der Transkription sowie weitere Materialien von Paul Ehrenreich stehen auch in den mehrsprachigen Digitalen Sammlungen des Ibero-Amerikanischen Instituts (externer Link, öffnet neues Fenster) zur Verfügung. Dies ermöglicht auch einen ortsunabhängigen Zugang zu diesen ethnografisch-historischen Dokumenten.
So wie bereits bei anderen Aufenthalten von Vertreter*innen indigener Communities im IAI zeigte auch dieser Besuch, wie wichtig es ist, den Zugang zu Sammlungen in ihrer ganzen Vielfalt zu öffnen und Prozesse der Rezirkulation und Vernetzung von Sammlungen über die Grenzen musealer Objektehinaus zu denken. Gleichzeitig verdeutlichte der Austausch, wie bereichernd das Wissen der Yudja für den Umgang mit den Sammlungen ist. Ihre Kenntnisse konkreter Nutzungskontexte, kultureller Bedeutungen und historischer Veränderungsprozesse eröffnen neue Perspektiven, die für die Zukunft der Sammlungen wichtig sind.