Um gemeinsam das 125-jährige Jubiläum des Berliner Phonogramm-Archivs zu feiern, lud das Ibero-Amerikanische Institut (IAI) am 7. Oktober 2025 zur Veranstaltung „Sharing Sound Archives: Latin American Wax Cylinder Recordings of the Berliner Phonogramm-Archiv in the Digital Collections of the Ibero-Amerikanisches Institut” ein. Im Zentrum standen historische Wachswalzenaufnahmen, die zwischen 1905 und 1934 in Argentinien, Brasilien, Chile, Mexiko und Peru mit Phonographen erstellt wurden, um indigene Musikkulturen zu dokumentieren. Die Wachswalzen zählen zu den ältesten erhaltenen Aufnahmen indigener ritueller Gesänge und Musik aus diesen Ländern.
In der Veranstaltung wurde aus unterschiedlichen Perspektiven aufgezeigt, welche gesellschaftliche Bedeutung diese einmaligen Tondokumente des Berliner Phonogramm-Archivs heute haben und wie sie mit anderen Sammlungen des Ibero-Amerikanischen Instituts und des Ethnologischen Museums vernetzt sind. Seit Anfang Oktober sind die Wachswalzenaufnahmen ─ ergänzt durch umfassende Kontextinformationen ─ in den Digitalen Sammlungen des IAI im Open Access global zugänglich. Die Grundlage hierfür sind sechs CDs, die zwischen 2003 und 2017 in der Reihe „Berliner Phonogramm-Archiv. Historische Klangdokumente” vom Ethnologischen Museum (externer Link, öffnet neues Fenster) veröffentlicht wurden ─ drei davon gemeinsam mit dem IAI.
In ihren Vorträgen stellten Barbara Göbel (IAI), Maurice Mengel (Berliner Phonogramm-Archiv / Ethnologisches Museum) und Walther Maradiegue (Universität Bonn (externer Link, öffnet neues Fenster)) die historischen Walzenaufnahmen aus Lateinamerika vor und unterstrichen ihre wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung. Maurice Mengel führte in die wechselvolle Geschichte des Phonogramm-Archivs ein, beschrieb die Herausforderung des Managements dieser komplexen Sammlung und hob die Potenziale der Digitalisierung hervor. Barbara Göbel wies am Beispiel der Wachswalzen aus Lateinamerika auf die Notwendigkeit hin, über institutionelle Kooperationen die spartenübergreifende Vernetzung von Sammlungen zu fördern. Sie unterstrich die Bedeutung der wissenschaftlichen Netzwerke des IAI für die Erforschung der Sammlungen und den Austausch mit den indigenen Communities in den Herkunftsregionen. Walther Maradiegue leitet seit diesem Jahr die DFG (externer Link, öffnet neues Fenster)-Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe „Archivalische Souveränität: Indigene digitale Medien, Wiederbelebung der Sprache und Landverteidigung in den Anden“ an der Universität Bonn. Er präsentierte Forschungsergebnisse zu den Wachswalzenaufnahmen, die zwischen 1910 und 1925 von Hans Heinrich Brüning in der peruanischen Region Lambayeque erstellt wurden und verwies auf die Bedeutung ihrer Rezirkulation für die zeitgenössische Rezeption und Performanz lokaler peruanischer Musikkultur.
Der im Anschluss präsentierte Dokumentarkurzfilm „The Overflowed Archive“, der in Zusammenarbeit mit Gisela Cánepa (Professorin für Kultur- und Sozialanthropologie an der Pontificia Universidad Católica del Perú, PUCP (externer Link, öffnet neues Fenster)) und der Arbeitsgruppe für Visuelle Anthropologie der PUCP entstanden ist, zeigte eindrucksvoll, wie die Rückkehr der Walzenaufnahmen nach Peru lokale Wiederaneignungsprozesse dieses globalen kulturellen Klangerbes ermöglicht.
Die Veranstaltung machte deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit im Rahmen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (externer Link, öffnet neues Fenster) SPK und insbesondere auch mit Institutionen in Lateinamerika ist, um Sammlungen zu vernetzen, sichtbar sowie digital zugänglich zu machen und auf diese Weise insgesamt die gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern.