Ibero-Amerikanisches Institut
Preussischer Kulturbesitz


Dachansicht von Weitem




Formale Erschließung und wissenschaftliche Bearbeitung des Nachlasses Hirsch-Weber

Laufzeit01.04.2009-31.08.2012
KoordinationDr. Sandra Carreras

Dr. Gregor Wolff

Förderer

Deutsche Forschungsgemeinschaft



Auswahl

1. Mitantragsteller

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2. Projektgruppe

WissenschaftlerInnen

ehemalige MitarbeiterInnen

  • Katrin Hoffmann   
  • Verena Paetow   
  • Nadja Ronnisch   
  • Christian Martínez-Schwabbauer   
  • Gudrun Schumacher   

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3. Kurzbeschreibung

Ausgangslage

Im Rahmen des Projektes wird der umfangreiche Nachlass des deutschen Politikwissenschaftlers Wolfgang Hirsch-Weber (1920-2004) formal erschlossen und wissenschaftlich bearbeitet. Der Nachlass enthält wichtige Materialien und bisher unbekannte Informationen zu den Themen Exil und Migration, politisches Engagement deutscher Emigranten in Lateinamerika, Geschichte der deutsch-lateinamerikanischen Beziehungen, politische Entwicklungen in Lateinamerika sowie zur Geschichte der Institutionalisierung der Regionalforschung in Deutschland. Diese Vielfalt entspricht dem facettenreichen Lebensweg Wolfgang Hirsch-Webers, in dem sich wie in einem Prisma zentrale politische und soziale Entwicklungen des 20. Jahrhunderts brechen.

Der gebürtige Mannheimer Wolfgang Hirsch-Weber absolvierte nach dem Besuch des Gymnasiums eine kaufmännische Lehre und wurde Zeuge des aufkommenden Antisemitismus in Deutschland. 1938 emigrierte er nach Bolivien, wo er sich ab 1939 der antifaschistischen Exilorganisation „Das Andere Deutschland“ anschloss. Sein Vater, der jüdische Journalist Dr. Willi Josef Hirsch, sowie weitere Verwandte wurden Opfer der Nazis. 1949 kehrte Hirsch-Weber nach Deutschland zurück und studierte in Heidelberg Sozialwissenschaften und promovierte über „Gewerkschaften und Politik“. Sein weiterer Weg führte ihn an die Freie Universität in Berlin, wo er an der Institutionalisierung des Lateinamerika Instituts (LAI) maßgeblich beteiligt war. Von 1966 bis 1968 nahm er eine Gastprofessur in Chile an und war als Repräsentant der Friedrich Ebert Stiftung an der Gründung des bis heute existierenden sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums Instituto Latinoamericano de Investigaciones Sociales (ILDIS) beteiligt. Zudem beriet er als Sachverständiger den Ausschuss für Internationale Beziehungen des Parteivorstandes der SPD zu Lateinamerika. Nach seiner Habilitation über „Politik als Interessensvertretung“ an der FU im Jahr 1972, folgte er dem Ruf der Uni Mannheim, an der er bis zu seiner Emeritierung 1988 lehrte.

 

Der Nachlass Hirsch-Weber befindet sich im Besitz des Ibero-Amerikanischen Instituts. Er setzt sich aus mehr als 4.000 Briefen, veröffentlichten und unveröffentlichten Werkmanuskripten, Abschriften von Interviews mit Zeitzeugen aus Chile (1978-1983), Notizbüchern, Notizen (Einzelblätter), Lebensdokumenten, Fotos und anderen Dokumenten zusammen. Von herausragender Bedeutung ist die im Nachlass vorhandene Korrespondenz aus den Jahren 1938-2000; darunter Briefwechsel mit führenden Forscherpersönlichkeiten der Zeit sowie mit deutschen und lateinamerikanischen Politikern und Kulturschaffenden.

 

Ziele

Der Nachlass von Wolfgang Hirsch-Weber soll formal erschlossen und wissenschaftlich bearbeitet werden. Durch die formale Erschließung wird der Nachlass erstmals über den Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV), das Portal für Bibliotheken, Archive und Museen (BAM) und die Kalliope-Datenbank überregional und international nachgewiesen und der Forschung zugänglich gemacht. Die wissenschaftliche Bearbeitung des Nachlasses verfolgt drei zentrale Ziele: 1. die Publikation einer kritischen Edition des im Nachlass enthaltenen unveröffentlichten Manuskripts mit Erinnerungen Hirsch-Webers der Jahre 1920 bis 1940, das aufschlussreiches Material zur Erforschung der Konstruktion von Erinnerung über Exil und Migration enthält; 2. einen Beitrag zur Erforschung der politischen Aktivitäten deutscher Emigranten in Lateinamerika inkl. der Durchführung eines internationalen Symposiums zum Thema „Migration und politisches Engagement“; und 3. einen Beitrag zur Erforschung der deutsch-lateinamerikanischen Beziehungen am Beispiel der internationalen Aktivitäten der deutschen Sozialdemokratie in der Region.

Arbeitsplan

 

Das Arbeitsprogramm gliedert sich in zwei große Abschnitte: die formale Erschließung des Nachlasses (18 Monate), und die wissenschaftliche Bearbeitung von Teilen des Nachlasses (15 Monate).

Die formale Erschließung ist bereits abgeschlossen. Der gesamte im Ibero-Amerikanischen Institut vorhandene Nachlass konnte formal in der Datenbank PICA erschlossen und über den Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) nachgewiesen werden. Insgesamt konnten folgende Daten erfasst werden:

Werkmanuskripte, Abschriften, Exzerpte: 134 Titelaufnahmen;

Korrespondenz (4.612 Briefe, Telegramme und Postkarten): 999 Titelaufnahmen;

Lebensdokumente (Konvolute): 29 Titelaufnahmen;

Sammlungen (Notizen, Zeitungsauschnitte, Literaturlisten, Visitenkarten, Seminarunterlagen u.a., ): 59 Titelaufnahmen.

In die Personennamendatei (PND) und die Gemeinsame Körperschaftsdatei (GKD) sind weitere 119 Datensätze neu eingebracht worden. Alle erfassten Materialien stehen über den GBV und den Online-OPAC des Ibero-Amerikanischen Instituts für die Wissenschaft zur Verfügung.

Die Phase der wissenschaftlichen Bearbeitung hat bereits in Dezember 2010 begonnen. Dazu gehören die Konzeption und Durchführung von Interviews mit Angehörigen und Zeitgenossen Hirsch-Webers, die Kritische Edition eines Manuskriptes mit seinen Erinnerungen, das Verfassen wissenschaftlicher Aufsätze und Fachvorträge, die Vorbereitung und Durchführung eines internationalen Symposiums sowie die Koordination und Redaktion einer daraus hervorgehenden Publikation.

 

Zu erwartende Ergebnisse

Durch die formale Erschließung des Nachlasses von Wolfgang Hirsch-Weber werden die Materialien über den GBV, BAM und Kalliope überregional und international nachgewiesen und der Forschung zur Verfügung gestellt. Die wissenschaftliche Bearbeitung leistet einen Beitrag zur Erforschung der Konstruktion von Erinnerung über Exil und Migration, der politischen Aktivitäten deutscher Emigranten in Lateinamerika sowie der deutsch-lateinamerikanischen Beziehungen mit den Schwerpunkten Chile und Bolivien.

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4. Produkte

Vorträge

Tagungen

Publikationen

  • Kritische Edition der Erinnerungen von Wolfgang Hirsch-Weber

  • Herausgabe eines Sammelbandes mit den Ergebnissen des internationalen Symposiums



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