Offene Wissenschaft in den Sozial- und Geisteswissenschaften in Argentinien und Deutschland: Chancen, Herausforderungen und Kontroversen
Open Science zielt darauf ab, den wissenschaftlichen Forschungsprozess und seine Ergebnisse innerhalb der Wissenschaften und gegenüber der Gesellschaft zu öffnen. Das Konzept betont die Vielfalt der Wissenssysteme und Wissenspraktiken und die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen ihnen. Diese Offenheit beinhaltet eine aktive Zusammenarbeit mit verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und ein stärkeres Engagement für die gesellschaftlich relevanten Probleme. Aufgrund ihrer erkenntnistheoretischen Merkmale, ihrer Beziehungen zu den untersuchten Themen und ihrer Untersuchungsmethoden stellen die Sozial- und Geisteswissenschaften besondere Herausforderungen dar, wenn es um offene Forschungsdaten und Bürgerwissenschaft geht. Die wahllose Öffnung von Forschungsdaten kann die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder subalterne Gemeinschaften gefährden. In diesem Forschungsbereich muss stärker darauf geachtet werden, dass spezifische Wege definiert werden, um so viel wie möglich frei zugänglich zu machen. Forschungsergebnisse sollten nur dann nicht frei zugänglich sein, wenn dies dem Schutz von Informanten dient bzw. dazu, die Autonomie indigener Völker nicht zu verletzen.
Wichtige Details
Laufzeit:
01.01.2025 - 31.12.2026
Status: laufend
Förderer:
Projektgruppe:
Mitarbeiter:innen des IAI:
- Dr. Peter Birle
Principal Investigator - Carolina Santarossa Correa
Andere:
Koordination:
Kooperationspartner / Institutionen:
Beschreibung
Ausgangslage
Aus vergleichender Perspektive befasst sich das Projekt mit den Herausforderungen, denen sich einzelne Wissenschaftler*innen und wissenschaftliche Einrichtungen in Argentinien und Deutschland im Kontext des Open-Science-Ansatzes gegenübersehen. In einem ersten Schritt werden wir die nationalen Rechtsrahmen für Open Science sowie die Vorschriften zur Transparenz und zum Umgang mit personenbezogenen Daten analysieren. Wir werden auch die relevanten rechtlichen Anforderungen und Empfehlungen auf regionaler Ebene (Europäische Union, Mercosur) berücksichtigen. In einem zweiten Schritt werden wir die verfügbaren offenen Infrastrukturen und Repositorien sowie die Kapazitäten für die Kuratierung und Bewertung von Open-Science-Ressourcen erfassen. In einem dritten Schritt untersuchen wir die Erfahrungen von Wissenschaftler*innen aus drei Disziplinen (Politikwissenschaft, Soziologie, Kultur- und Sozialanthropologie) mit der Weitergabe ihrer Forschungsdaten und Forschungsergebnisse. Es stellt sich die Frage, wie einzelne Wissenschaftler*innen mit der Forderung nach offenen Forschungsdaten umgehen und inwieweit sie während des Forschungsprozesses mit gesellschaftlichen Akteuren interagieren. Welche Erfahrungen, Lernprozesse, Koproduktionen von Wissen und Anfechtungen finden statt? Wie wird mit kulturell sensiblen Daten umgegangen und wie wird der Schutz der beteiligten Personen gewährleistet? Wird irgendeine Art von Autorenschaft sozialen Gruppen zugewiesen, die an der Forschung beteiligt sind? Das Projekt liefert nicht nur empirisch fundierte Ergebnisse zum Vergleich von Open-Science-Praktiken in Deutschland und Argentinien, sondern zielt auch darauf ab, politische Empfehlungen und Anreize, Toolkits und Maßnahmen zur Förderung der Ausweitung von Open-Science-Praktiken in den Sozial- und Geisteswissenschaften zu entwickeln.
Ziele
Das allgemeine Ziel dieses Projekts besteht darin, die Fortschritte bei und die Anfechtung von Open-Science-Praktiken in den Sozial- und Geisteswissenschaften in einer vergleichenden Perspektive (Argentinien-Deutschland) zu untersuchen.
Spezifische Ziele
- Beschreibung der institutionellen, nationalen und regionalen Vorschriften im Zusammenhang mit Open Science
- Kartierung der verfügbaren Infrastruktur, Kapazität, Ausbildung und institutionellen Unterstützung durch das CONICET in Argentinien und die Universitäten der Berlin University Alliance in Deutschland zur Unterstützung von SSH-Forschern bei Open-Science-Praktiken.
- Identifizierung erfolgreicher Fälle offener Forschungsdaten und bewährter Verfahren der partizipativen Wissenschaft durch Forscher in den Bereichen Politikwissenschaft, Soziologie und Sozial- und Kulturanthropologie, die mit CONICET (Argentinien) und den Universitäten der Berlin University Alliance (Deutschland) verbunden sind.
- Analyse der Erfahrungen bei der Koproduktion von Wissen mit gesellschaftlichen Akteuren und der Herausforderungen, mit denen sie bei der Weitergabe und Verbreitung der Ergebnisse konfrontiert sind.
- Untersuchung des Widerstands gegen die Offenheit von Primärdaten und Bürgerwissenschaft.
Ausarbeitung von politischen Empfehlungen und Toolkits zur Förderung offener Praktiken in den Sozial- und Geisteswissenschaften.
Arbeitsplan
WP 1: Vergleichende Analyse nationaler Vorschriften und Empfehlungen für Open Science in Deutschland und Argentinien
WP 2: Infrastrukturen, Kuratoriumskapazität und institutionelle Unterstützung für Open Science in den Sozial- und Geisteswissenschaften
WP 3: Vergleichende Analyse der Erfahrungen, Praktiken und Wahrnehmungen von Forscher*innen in den Sozial- und Geisteswissenschaften in Bezug auf Open Data Management und Open Access-Publikationen
WP 4: Abschließender Forschungsbericht, politische Empfehlungen und Toolkits zur Förderung offener Praktiken in den Sozial- und Geisteswissenschaften
Zu erwartende Ergebnisse
- Veröffentlichung eines Policy Briefs, in dem der rechtliche Rahmen für Open Science in den Sozial- und Geisteswissenschaften für Argentinien und Deutschland beschrieben wird, einschließlich einer Darstellung der rechtlichen Lücken und Möglichkeiten für gegenseitiges Lernen.
- Veröffentlichung eines Policy Papers, in dem die Verfahren für die Hinterlegung von Datensätzen und die institutionelle Unterstützung durch CONICET und die BUA beschrieben werden.
- Offener Datensatz mit den Transkripten von Interviews und Fokusgruppen (anonymisiert).
- Veröffentlichung eines wissenschaftlichen Artikels mit den Vergleichsergebnissen und einer Typologie der Widerstände gegen Open Data.
- Abschlussbericht mit politische Empfehlungen:
- Erstellung von Toolkits, um offene Praktiken in den am Projekt beteiligten Disziplinen zu fördern.