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Lateinamerikanische Kulturkritik

Weiteres Forschungsprojekt

Wichtige Details

Laufzeit:

01.01.2017 - 31.12.2020

Status: abgeschlossen

Koordination:

Dr. Friedhelm Schmidt-Welle

Beschreibung

Ausgangslage

Die Geschichte der lateinamerikanischen Kulturkritik beginnt mit der Unabhängigkeit der meisten Nationalstaaten des Kontinents zu Beginn des 19. Jh. Aufgrund der postkolonialen Situation befasst sie sich mit der Definition nationaler Identitäten in den postkolonialen Gesellschaften und dem Ziel, entsprechend dem ideologischen Projekt der kreolischen Gelehrten, sowohl die soziale als auch kulturelle Moderne (Modernisierung – Modernität) durchzusetzen. Wegen der außerordentlichen Bedeutung der ciudad letrada in der Kolonialzeit spielen von Anfang an Literaten eine herausragende Rolle in diesem Prozess. Bis Ende der 1970er Jahre wird der überwiegende Teil der Kulturkritik aus einer literarischen Perspektive heraus formuliert. Ein erhebliches Problem der Geschichte der lateinamerikanischen Kulturkritik besteht in der Entfaltung von binären Konzepten, welche die Theorien zu den lateinamerikanischen Kultur(en) bestimmen: Universalismus versus Regionalismus, Hispanoamerikanismus/Lateinamerikanismus versus Universalismus, Moderne versus Tradition, das Indigene/Autochthone versus Moderne/Okzidentale, Land versus Stadt etc. Erst in den 1980er Jahren wendet sich die Kulturkritik anderen Medien und künstlerischen Repräsentationen zu (Populärkultur, Kunsthandwerk, Kino und generell Massenmedien). Mit der Auto-Repräsentation neuer sozialer Gruppen verringert sich die soziale und kulturelle Rolle der Gelehrten stetig, und sie repräsentieren fortan nicht mehr die „Anderen“. Globalisierung, Migration, Nomadismus, transnationale Gemeinschaften, strategische Identitäten und migrierende Subjekte sowie Deterritorialisierung konfrontieren uns mit der Notwendigkeit, die lateinamerikanische Kulturkritik zu überdenken, konzeptionell zu überarbeiten und zugleich historisch einzuordnen sowie Möglichkeiten zu ergründen, sie zu demokratisieren, ohne sie aufzugeben.