Wie wird Weltliteratur gemacht? Gabriel García Márquez als Modellfall
Vortragsreihe "Wissensproduktion und Kulturtransfer im transregionalen Kontext"
Wichtige Details
Datum / Dauer: Donnerstag, 14.09.2017
- Sprache
- Deutsch
- Durchführung
- In Präsenz
- Veranstaltungsort
- Simón-Bolívar-Saal
Prof. Dr. Gesine Müller (Universität zu Köln) analysiert, inwiefern sich auf der Ebene literarischer Produktion vielfältige direkte Austauschbeziehungen zwischen den Regionen des Globalen Südens ergeben. Diese zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie die etablierten Zentren des Nordens in ihrer Mittler- und Selektionsfunktion umgehen. Das stark kanonische Werk von García Márquez soll als Modellfall dienen, um Kanonisierungsprozesse nachzuzeichnen, die auf den ersten Blick einen scheinbar "klassischen" Weg genommen haben: über den Knotenpunkt literarischer Zirkulation der 1960er Jahre: Barcelona, nach Paris, in die USA und von dort in die Zentren der einstigen Kolonialimperien, wie Bombay oder Kapstadt, wo Englisch als privilegierte Sprache Kanonisierungsfunktion hat.
Neben dem wirtschaftlichen Kolonialismus ist sicher auch der politische von Bedeutung, der literarische Kanonisierungsprozesse vor allem über eine linksgerichtete internationale Theoriebildung funktionieren lässt. In diesem Zusammenhang sind besonders die ehemalige Sowjetunion und China von Bedeutung. Neben diesen etablierten Zirkulationswegen sollen auch direkte Beziehungen zwischen Rezipienten des Globalen Südens beleuchtet werden. Welche Rolle spielen die Verlage in diesen hochdynamischen Selektionsprozessen?