Ausschreibung für das Jahr 2026
Für 2026 werden nur Anträge akzeptiert, die sich mit einem der folgenden Themenfelder auseinandersetzen: „Wissensproduktion und Wissenszirkulation“ sowie „Kulturproduktion und Kulturtransfer“. Bewerbungsschluss ist Sonntag, der 31. August 2025. Die Antragsteller*innen werden voraussichtlich bis Ende November per E-Mail über die Ergebnisse des Auswahlprozesses informiert.
Wissensproduktion und Wissenszirkulation / Kulturproduktion und Kulturtransfer
Das interdisziplinäre Themenfeld „Wissensproduktion und Wissenszirkulation“ konzentriert sich nicht auf einen klar abgegrenzten Untersuchungsgegenstand, sondern verdichtet unterschiedliche theoretische und methodische Perspektiven. Sie reichen von der Wissenschaftsgeschichte und Wissenssoziologie bis hin zu neueren, postkolonialen Ansätzen. Mit Blick auf Lateinamerika und die Karibik thematisiert die Forschung die Rolle, die verschiedene Formen des Wissens bei der Konfiguration der prä-kolonialen Gesellschaften, der kolonialen Beziehungen und der Entwicklung der unabhängigen Nationalstaaten in der Region sowie deren transregionalen Verflechtungen gespielt haben. Zentrale Fragestellungen im Kontext dieses Themenfeldes lauten:
- Wie verorten sich unterschiedliche Typen von Akteuren bzw. Akteursgruppen in Prozessen der Wissensproduktion und Wissenszirkulation und wie werden sie von anderen verortet? Welche Strategien haben sie angesichts persistenter multidimensionaler Ungleichheiten in Prozessen der Wissensproduktion und –zirkulation entwickelt? Welche Rolle spielen diese Strategien für die Transformation von Wissenspraktiken? Wie kann die Pluralität von Wissensformen und Wissenspraktiken, die Lateinamerika und die Karibik kennzeichnet, angemessener berücksichtigt werden?
- Mit welchen Herausforderungen und Barrieren sind nicht-westliche, indigene und afroamerikanische Ontologien und Wissenspraktiken konfrontiert? Wie kann zu ihrer Visibilisierung und Rezeption im Kontext des wissenschaftlichen Mainstreams beigetragen werden?
- Wie zirkuliert in Lateinamerika und der Karibik produziertes Wissen außerhalb der Region und welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede bestehen dabei im Hinblick auf Zirkulations-, Rezeptions-, Übersetzungs- und Inwertsetzungsprozesse? Welchen Beitrag leistet Open Science zur Anerkennung von Diversität, zum Abbau von Barrieren sowie zum Dialog zwischen unterschiedlichen Wissenssystemen und Wissenspraktiken?
- Welche Auswirkungen haben die digitale Transformation und die Entwicklung künstlicher Intelligenz auf die Produktion, Zirkulation und Aneignung von Wissen, auf die Entwicklung wissenschaftlicher Disziplinen, auf wissenschaftliche Praktiken sowie auf wissenschaftliche Innovationsprozesse in Lateinamerika und der Karibik? Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich in diesem Kontext?
Für Analysen im Themenfeld „Kulturproduktion und Kulturtransfer“ spielt die Berücksichtigung von interdependenten Ungleichheiten und Differenzen sowie von medialen und intermedialen Elementen und ihren historischen und aktuellen Transformationen eine wichtige Rolle. Solche Untersuchungen greifen auf eine große Vielfalt theoretischer Perspektiven zurück. Die in den Geistes- und Sozialwissenschaften angesiedelten Kulturstudien nutzen Konzepte wie Transkulturation, mestizaje, Hybridität und Kreolisierung zur Erforschung der spezifischen Formen lateinamerikanischer und karibischer Kulturproduktion. Die Analyse der peripheren und postkolonialen Verortung dieser Kulturproduktion belegt die seit langem bestehenden Süd-Nord-Asymmetrien, aber auch die vielfältigen transregionalen Verflechtungen und Wechselwirkungen. Phänomene der Exklusion durch Rassifizierung, Klassenstrukturen und/oder Gender-Ungleichheiten konfigurieren eine Kulturproduktion komplexer Repräsentationen, die sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede gegenüber europäischen Mustern und Genres aufweist. Kulturtransfers als Ergebnisse von Prozessen der Rezeption, Transformation, Aneignung und Übersetzung werden im Zusammenhang mit den vielfältigen Hierarchien zwischen verschiedenen sozialen Gruppen betrachtet. Zentrale Fragestellungen im Kontext dieses Themenfeldes lauten:
- Welche kulturellen Produktions-, Rezeptions-, Austausch- und Transformationsprozesse fanden und finden innerhalb Lateinamerikas und der Karibik sowie zwischen Europa und Lateinamerika und der Karibik statt und welche Rolle spielen dabei formelle und informelle Kontexte sowie Infrastrukturen und Netzwerke? Welche Bedeutung hat die lateinamerikanische und karibische Kulturproduktion für Deutschland und Europa?
- Wie werden die verschiedenen Medialitäten/Intermedialitäten und Darstellungsformen durch den technologischen, kulturellen, politischen und sozialen Wandel in Lateinamerika und der Karibik geprägt?
- Wie bestreiten und verhandeln verschiedene Akteure die historischen, politischen und ästhetischen Deutungen von Repräsentationen und Identitäten?
Voraussetzungen
Mindestvoraussetzung für eine Bewerbung ist ein erster Hochschulabschluss sowie der Beginn einer Promotion zum Zeitpunkt der Antragstellung.
Die Höhe der monatlichen Stipendien beträgt 1.300,- € für Doktorand:innen, 1.600,- € für Personen mit Promotion oder vergleichbarer Qualifikation und 800,- € für ein Teilstipendium für Personen, die aufgrund anderer Einkünfte kein Vollstipendium benötigen. Zusätzlich wird gegen Nachweis ein Reisekostenzuschuss bis maximal 1.000,- € gewährt.
Bewerbung
Für Bewerbungen steht ein Online-Formular zur Verfügung. Im Verlauf des Bewerbungsprozesses müssen folgende Unterlagen hochgeladen werden (es werden ausschließlich PDFs akzeptiert, keine anderen Dateiformate):
- der ausgefüllte Antrag auf ein IAI-Stipendium für 2026;
- ein Lebenslauf incl. Publikationsliste;
- ein Nachweis über den höchsten akademischen Abschluss;
- nur Doktorand*innen: Nachweis über das laufende Promotionsverfahren;
- nur Doktorand*innen: Zwei Empfehlungsschreiben. Die Empfehlungsschreiben sollten sich auf das eingereichte Projekt beziehen. Die Gutachten können im Laufe des Bewerbungsprozesses hochgeladen werden. Es ist auch möglich, dass sie von den Gutachter*innen direkt per E-mail an das IAI (becas@iai.spk-berlin.de) geschickt werden. Promovierte Wissenschaftler*innen müssen keine Empfehlungsschreiben einreichen;
- Eine Darstellung des Projektes entsprechend der folgenden Struktur (die Zeichenlimits gelten einschließlich Leerzeichen):
- Definition des Themas und der Leitfragen der Untersuchung; dabei auch Berücksichtigung der Fragen: Worin besteht der Bezug des Projektes zum Thema der Ausschreibung? Was ist das Innovative an dem Projekt? Worin äußert sich seine Anschlussfähigkeit zu anderen Disziplinen? (max. 6.000 Zeichen);
- Theoretisch-konzeptionelle Herangehensweise und methodische Vorgehensweise (max. 6.000 Zeichen);
- gegenwärtiger Bearbeitungsstand des Projektes (max. 3.000 Zeichen);
- Beschreibung/Nennung der wichtigsten Materialien, die während des Forschungsaufenthaltes im IAI konsultiert werden sollen (max. 3.000 Zeichen);
- Bibliographie (maximal 20 Titel, bitte die 5 für das Projekt wichtigsten Titel hervorheben).
Anträge und Unterlagen können in deutscher, englischer, portugiesischer und spanischer Sprache eingereicht werden. Aufgrund der hohen Anzahl an Bewerbungen ist es dem IAI leider nicht möglich, individuelle Anfragen von Bewerber*innen immer sofort zu beantworten. Wenn Sie Fragen haben, konsultieren Sie bitte zunächst unsere Liste der häufig gestellten Fragen (FAQs).
Start der Online-Bewerbung
Bitte stellen Sie sicher, dass Sie alle erforderlichen Unterlagen vorbereitet haben, bevor Sie die Online-Bewerbung starten. Der Bewerbungsprozess kann nicht unterbrochen oder zwischengespeichert werden.
Ansprechperson
Dr. Peter Birle
- Arbeitsbereich: Wissenschaftlicher Direktor
- E-Mail: becas(at)iai.spk-berlin.de (öffnet Ihr E-Mail-Programm)
- Tel: +49 30 266 45 3000 (startet einen Telefonanruf, wenn Ihr Gerät dies zulässt)