Dr. Sarah Albiez-Wieck

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Universität zu Köln
Philosophikum
Raum 0.16

Mitglied des IHILA

Forschungsprojekt

Konstruktionsprozesse des ‚Ethnischen‘ in Michoacán, Mexiko und Cajamarca, Peru. Translokale Positionierungen indigener Migrant_innen unter der Kolonialherrschaft.

Das Forschungsprojekt geht in vergleichender Perspektive den Fragen nach, ab wann die soziale Kategorisierung Ethnizität in den Vorläufern der heutigen Nationalstaaten Mexiko und Peru als analytische Kategorie sinnvoll anwendbar ist und welchen Stellenwert sie im Vergleich zu anderen sozialen Kategorisierungen hatte. Im Fokus stehen dabei individuelle Strategien indigener Migrant_innen bezüglich des Wechsels von (Tribut-)Kategorien in sogenannten peticiones de cambio de fuero. Diese Eingaben zum Wechsel der Gerichtsbarkeit spiegeln die Stellung der Migrant_innen im kolonialen Gesellschaftsgefüge wider, welche als translokale Positionierungen (Anthias) analysiert werden. Indigene Migrant_innen standen bislang nicht im Blickpunkt der Forschung und es steht zu erwarten, dass sie einen beachtlichen Spielraum bei der Aushandlung sozialer Kategorisierungen innehatten. Zudem weisen die bislang vorliegenden Quellen auf ein interessantes Beziehungsgeflecht mit indigenem Adel und Afrikastämmiger Bevölkerung hin, welche durch Genderrollen weiter differenziert wurden.
Ziel ist die Beantwortung der Frage, ob sich aus den verschiedenen rechtlichen Kategorisierungen der in Mexiko und Peru unterschiedlich bezeichneten Migrant_innen Gruppenzugehörigkeiten entwickelten, die als ethnisch bezeichnet werden können, oder ob diese vielmehr zu einer Auflösung umfassenderer ethnischer Kategorisierungen beitrugen. Die im Zentrum stehende Betrachtung der Entwicklungen in der Kolonialzeit wird dabei um einen kurzen Blick auf für die Fragestellung relevante (Dis-)kontinuitäten zur vorangehenden vorspanischen und sich anschließenden republikanischen Epoche vervollständigt.
Die diachrone Perspektive wird dabei um einen synchronen Vergleich zwischen den regionalen kolonialen Zentren Cajamarca in Nordperu und Michoacán in Westmexiko ergänzt. Mexiko und Peru wurden trotz ihrer zentralen Bedeutung - nicht erst im spanischen Kolonialreich - bislang kaum verglichen, und gerade die Analyse sekundärer Zentren lässt neue Erkenntnisse erwarten. Hier wird insbesondere die Frage beantwortet, ob eventuelle Unterschiede in Stellenwert, Periodisierung und Ausformung von Migration und (ethnischer) Kategorisierung auf Kontinuitäten mit der vorspanischen Zeit zurückzuführen sind, oder ob sie in einer anders gearteten regionalen Ausformung der spanischen Kolonialpolitik zu suchen sind und ob die untersuchten gesellschaftlichen Verhältnisse die Kolonialzeit zeitweise überdauerten. Die Ergebnisse sind dabei auch für heutige Debatten rund um den Themenkomplex Indigenität bedeutsam.
Methodisch steht die Analyse von peticiones de cambio de fuero und verwandter Dokumente im Zentrum. Da die Frage nach translokalen Positionierungen in historischer Perspektive bislang nicht gestellt wurde, ergibt sich als sekundäres Forschungsziel die (Weiter)entwicklung und Anpassung eines Methodeninstrumentariums, ausgehend von einer innovativen Verbindung von Elementen der Netzwerkanalyse und Begriffsgeschichte.

Schlagworte:
Ethnizität, Migration, Kolonialismus, Indigene, Soziale Kategorisierungen, translokale Positionierung, Vizekönigreich Peru, Neuspanien

Akademischer Werdegang

2007-2011 Promotion in Ethnologie unter besonderer Berücksichtigung der Altamerikanistik an der Universität Bonn, Titel der Dissertation: „Contactos exteriores del Estado tarasco. Influencias desde dentro y fuera de Mesoamérica”. Die Dissertation wurde mit dem 3. Preis des ADLAF Preises 2012 ausgezeichnet.

2007 - 2010 Promotionsstipendium der Gerda-Henkel-Stiftung

2004 - 2005 DAAD-Stipendium

2003 Erasmus-Stipendium

2001 - 2007 Studium der Regionalwissenschaften Lateinamerika (Diplom) an der Universität zu Köln, der Universidade Nova de Lisboa und der Universidad Nacional Autónoma de México

Wissenschaftliche Tätigkeit

seit 2014 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Abteilung für Iberische und Lateinamerikanische Geschichte

Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Abteilung für Iberische und Lateinamerikanische Geschichte

seit 2013 Assoziiertes Mitglied des Kompetenznetzes Lateinamerika

2010-2013 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Geschäftsführerin des Kompetenznetzes Lateinamerika an der Universität zu Köln

2009 Lehrauftrag an der Universität zu Köln

2008 - 2009 Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehr- und Forschungszentrum Lateinamerika der Universität zu Köln

2007 Wissenschaftliche Hilfskraft an der Abteilung für Altamerikanistik und Ethnologie der Universität Bonn

2007 Lehrauftrag an der Universität zu Köln

2005 - 2007 Studentische Hilfskraft an der Iberischen und Lateinamerikanischen Abteilung des Historischen Seminars der Universität zu Köln

2005 Mitarbeit bei den Ausgrabungen des Proyecto Templo Mayor, Sexta Temporada in Mexiko-Stadt

2003 - 2004 Mitarbeit im Führungsdienst der Ausstellung „Azteken“ in der Bundeskunst- und Ausstellungshalle, Bonn

Praktische Tätigkeit

2007 Regieassistentin bei der Produkion „Das Haarige Mädchen“ am Freien Werkstatt Theater, Köln

Auslandsaufenthalte

2014 Forschungsaufenthalt in Peru

2009 Forschungsaufenthalt in Mexiko

2008 Forschungsaufenthalt in Mexiko

2004 - 2005 2 Auslandssemester an der Universidad Nacional Autónoma de México

2003 Auslandssemester an der Universidade Nova, Lissabon

Publikationen

  • Albiez-Wieck, S. [im Druck]: Die Indigenen als Teil der Kolonialgesellschaft, in Dürr, Eveline & Kammler, Henry (Hg.): Einführung in die Ethnologie Mesoamerikas. Münster et.al.: Waxmann-Verlag.
  • Albiez-Wieck, S. (2015): Conceptualizing Ethnicity as a Political Resource. Across Disciplines, Regions, and Periods. Bielefeld: Transcript. Herausgegeben zusammen mit dem UoC Forum Ethnicity as a Political Ressource. Darin: “Introduction: Ethnicity as a political resource across differenthistorical periods.”
  • Albiez-Wieck, S. (2013): Stichwort "Mesoamerika" in: Hensel, Silke / Potthast, Barbara (Hg.): Das Lateinamerika Lexikon, Wuppertal: Peter Hammer Verlag.
  • Albiez-Wieck, S. (2013): Contactos exteriores del Estado tarasco: Influencias desde dentro y fuera de Mesoamérica. Zamora, El Colegio de Michoacán. (Eine frühere Version des Manuskripts ist einsehbar unter: hss.ulb.uni-bonn.de/2011/2626/2626.htm; URN: urn:nbn:de:hbz:5-26262).
  • Albiez-Wieck, S. (2013): Social categorisations in the Tarascan State: Debates about the existence of Ethnicity in Prehispanic West Mexico, in Célleri, Daniela, Schwarz, Tobias & Wittger, Bea (Hg.): Interdependencies of social categorizations. Frankfurt a.M.; Madrid: Vervuert; Iberoamericana. (Ethnicity, Citizenship and Belonging in Latin America, 2).
  • Albiez-Wieck, S.; Castro, Nelly; Jüssen, Lara; Youkhana, Eva (Hg.) (2011) "Etnicidad, ciudadanía y pertenencia: prácticas, teoría y dimensiones espaciales. / Ethnicity, Citizenship and Belonging: Practices, Theory and Spacial Dimensions", Frankfurt a.M. (Iberoamericana/Veruert). 
  • Albiez, S. (2009): Die “Breve relación”  des Pedro Ponce de León. Ein unbekannter Autor und sein Bericht über religiöse Praktiken in Zentralmexiko, Bonn (BAS / Shaker Verlag).
  • Albiez, S. (2009): „Außenbeziehungen der Tarasken“, in: AmerIndian Research, Jg. 4/3, Nr. 13.
  • Albiez, S.: Verschiedene Länderberichte (Mexiko und Kolumbien) und Rezensionen in Matices. Zeitschrift zu Lateinamerika, Spanien und Portugal, Nr. 51 (2006) – 61 (2009)
  • Albiez, S.; Kauppert, P.; Müller, S. (Hg.) (2007): China und Lateinamerika: Ein transpazifischer Brückenschlag, Berlin (WVB).
  • Albiez, S.; Kauppert, P. (2007): „Die Beziehungen zwischen China und Lateinamerika von den Anfängen bis zur Gegenwart: Ein transpazifischer Brückenschlag“, in: Albiez, Sarah / Kauppert, Philipp / Müller, Sophie (Hg.): China und Lateinamerika: Ein transpazifischer Brückenschlag, Berlin (WVB).
  • Albiez, S.; Kauppert, P. (Hg.) (2007): Themenschwerpunkt „China und Lateinamerika“, in: Hispanorama, Nr. 117, August 2007.
Neben der Universität zu Köln sind folgende Universitäten am Kompetenznetz beteiligt: