Nelson Rodrigues: „Kuss im Rinnstein“
Henry Thorau und Peter B. Schumann
Lesung/Buchpräsentation
Der Totentanz der brasilianischen Familie war das zentrale Thema der Theaterstücke von Nelson Rodrigues (1912–1980), dem bedeutendsten Dramatiker Brasiliens. Mit der ihm eigenen Gnadenlosigkeit zeichnete er die zerrütteten Verhältnisse als Brutstätte für Inzest, Mord, Vergewaltigung, sexuelle Exzesse und entlarvte kompromisslos die toxischen, scheinheiligen Gesellschaftsstrukturen. „Unangenehmes Theater“ wollte er machen, „den Leuten im Parkett Typhus und Malaria auf den Hals schicken“. Die Zensur verbot – nicht nur während der Militärdiktatur – viele seiner Stücke, weil sie angeblich „eine Kulturschande“ waren und dem brasilianischen Ansehen im Ausland schadeten.
Der Brasilianist Henry Thorau hat viele seiner Werke ins Deutsche übersetzt und einige davon zusammen mit ausgewählten Prosatexten dieses streitlustigen Autors in einer ersten Werkausgabe von Nelson Rodrigues vereint. Im Gespräch mit Peter B. Schumann stellt er sie vor. Eine szenische Lesung aus dem Stück Kuss im Rinnstein bietet konkrete Anschauung in Rodrigues‘ Theaterpraxis.
Es lesen Isabella Parkinson, Matthias Freihof, Paul Frielinghaus und Dieter Landuris.
Regie: Isabella Parkinson
Privatarchiv Sonia Rodrigues
Termin und Ort
Dienstag, 22.11.2022
19.00 h
Botschaft von Brasilien
Wallstr. 57
10179 Berlin
Sprache
Deutsch
Kooperationspartner
Festival „Brasilien trifft Berlin“ 2022